In Bremen und Niedersachsen gibt es im Winter an den
Wochenenden überall das gleiche Bild: Erwachsene Menschen ziehen, bewaffnet mit
Schnäpsen und Bollerwagen, durch die Stadt oder übers Land und machen dabei
komische Spielchen und singen Lieder. Kohltour nennt sich das Ganze. Denn
abends geht’s in eine zünftige Gaststätte zum Grünkohl-Essen.
Grünkohl gilt als Wintergemüse – Sobald der erste Frost
kommt, wird er geerntet. Doch zu einem vollständigen, norddeutschen Grünkohlgericht
gehört natürlich die Pinkelwurst. Denn nur zusammen mit der Pinkelwurst ist der
Grünkohl in der kalten Jahreszeit ein echter norddeutscher Klassiker.
Pinkel ist eine grobkörnige Grützwurst, deren Grundlage
Schweinebacken sind. Zusätzlich enthält sie Fett und Magerfleisch. Damit die
Wurst saftiger wird, werden frische Zwiebeln und Hafergrütze hinzugefügt.
Gewürzt wird sie dann nur noch mit Salz, Pfeffer, Thymian, Piment und Nelke. Zur
Herkunft des Wurstnamens gibt es wohl unterschiedliche Theorien. Jedoch hat die
Wurst nichts mit dem Urinieren oder einen eitlen Menschen zu tun. Der Ausdruck
Pinkel bedeutet im herkömmlichen Sinne „zusammengedrängte Masse“ oder „kurzer,
dicker Gegenstand“. Ähnlich ist die Deutung, die sich von Pinker für den Mastdarm ableitet, der
traditionell als Wursthülle verwendet wird.
Da wir gerade beim Geschichtlichen sind: Ursprünglich
verabredeten sich die Adeligen jährlich zu einem Kutschrennen oder einer
Schlittenfahrt auf dem Land. Zum Ende des Tages zogen sie zu einem Kohlbauern,
bei dem es Grünkohl mit geräuchertem Rindfleisch, Schinken, Wurst und
Schweinskopf gab. Um sich zu wärmen, tranken sie auch gern mal ein Glas Korn. Und
der ist auch heute noch bei Kohltouren dabei.
Der ein oder andere von uns kam schon in den Genuss der
außergewöhnlichen Tradition. Uns hat es riesen Spaß gemacht. Probiert es doch auch
mal aus.
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