Wahre Grünkohl-Liebhaber freuen sich
auf die Zeit von Oktober bis Februar, denn dann ist in Norddeutschland
Grünkohlsaison. Während im Nordosten zu dem Wintergemüse eher die Bregenwurst [1]
gegessen wird, bevorzugen die Leute im Nordwesten die Pinkel, eine geräucherte,
grobkörnige Grützwurst.
Für alle, die sich jetzt fragen, wieso
ein Grünkohlessen eine eigene Wurst bekommt, hier eine kurze Einführung in den
norddeutschen Brauch: Traditionell wird vor dem winterlichen Grünkohlessen eine
„Kohlfahrt“ veranstaltet. Dabei handelt es sich meistens um einen Ausflug in
die Natur – samt Bollerwagen und warmen Getränke gegen die kalten Temperaturen.
Während der Wanderung halten sich die Teilnehmer mit kleinen Spielen bei Laune,
wie zum Beispiel dem sogenannten Klootschießen. Am Ende der lustigen Tour wartet dann ein
deftiges Grünkohlessen.
Und was gehört wohl zu einem
ordentlichen Grünkohlessen neben Kartoffeln dazu? Klar, eine deftige
Wursteinlage – sei es Pinkel oder Bregenwurst – Hauptsache sie ist im
Naturdarm. Diese leckeren Wurstspezialitäten werden prinzipiell nur im Winter
und nur für das Grünkohlessen produziert. Falls sich der eine oder andere
Nicht-Norddeutsche jetzt denkt: „Hey, das will ich auch mal ausprobieren“, muss
sich darauf einstellen, dass es schwer wird die wurstige Beilage zu bekommen.
Die Wurstspezialitäten findet man fast nur in den Regionen, in denen so ein
winterliches Grünkohlessen üblich ist.
Die Pinkel besteht zu einem großen
Teil aus Grütze von Gerste oder Hafer, Speck, Schweineschmalz, Rindertalg,
Zwiebeln und Gewürzen. Die genaue Zusammensetzung ist von Mal zu Mal
unterschiedlich und ist bei den Schlachtern ein strenges Betriebsgeheimnis.
Traditionell werden Naturdärme vom Schwein oder Rind als Wursthülle verwendet.
Bleibt noch die Frage wieso es nun
eigentlich Pinkel heißt. Meinungen und Ideen dazu gibt es viele. Für die Einen
bedeutet Pinkel so viel wie zusammengedrängte
Masse oder kurzer, dicker Gegenstand [2]. Andere
behaupten jedoch, dass sich Pinkel von Pinker
ableitet. Pinker war früher lediglich
eine andere Bezeichnung für Naturdarm.
Übrigens: Ein berühmtes
Grünkohlessen findet in Berlin in der Niedersächsischen Landesvertretung statt.
Dort wird jedes Jahr zum „Defftig Ollnborger Grööönkohl-Äten“ eingeladen.
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